Zwei Mundartworkshops Grundschule in Laudenberg (Limbach) am 23.10.

Weil jeder Bürgermeister in seinem Dorf seine eigene Sprache haben wollte?

Eine Deutschstunde der besonderen Art gab es für die Klassen 4 a und 4 b der Grundschule in Laudenberg (Limbach). Es hielten im Dreiergespann Andreas Schmitt als Mundartsprecher, Hans Slama als Mundartaktivist und Isabell Arnstein als Mundartforscherin einen Workshop zum Thema „Unser Dialekt in Laudenberg – wo kommt er her und wie hört er sich an“.

Viele Kinder haben Interesse am Thema Dialekt, erfahren den Dialekt auch im privaten Umfeld, aber hören ihn nicht mehr im öffentlichen Raum. Sprechen sie im Kindergarten und zu Beginn der Grundschulzeit oft noch „wie ihnen der Schnabel gewachsen ist“, wird gerade im Laufe der Klassenstufe 3 und 4 der Fokus auf die Standardsprache gelegt. Fehlerfreies Schreiben steht im Vordergrund, dabei ist schon länger bewiesen, dass Dialekt sprechen nicht mit einer höheren Fehlerrate beim Diktat schreiben einhergeht. Vielmehr ist es so, dass Kinder, die sich mehrerer sprachlicher Register betätigen können, auch nuancenreicher und kreativer mit Sprache umgehen. Und das gilt nicht nur für den Dialekt, sondern auch für Fremdsprachen. So war es den Referenten bei dem Workshop in Laudenberg ebenfalls wichtig, den Zugezogenen gerecht zu werden und auch deren Heimatsprache bzw. Heimatdialekt mit einzubeziehen und allen Schülerinnen und Schülern deutlich zu machen, dass diese Mehrsprachigkeit ein Zugewinn ist ohne Einbußen, was Mundartsprecher Andreas Schmitt mit seinen persönlichen Erfahrungen mit der spanischen Sprache verknüpfte. Dialekt, Standardsprache und Fremdsprache schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich und eröffnen neue Perspektiven. Als eine Art „Heimat zum Mitnehmen“ für die große weite Welt könnten die Schülerinnen und Schüler ihren Dialekt betrachten, so Schmitt. Zur Dialekt-Wortschatzerweiterung diente der Part von Hans Slama, der anhand vieler mitgebrachter Gegenstände die Kinder zum Mitsprechen anregte, während es vorrangiges Ziel von Isabell Arnstein war, das Wissen mitzugeben, dass der eigene Dialekt keine defizitäre Standardsprache ist, sondern ein historisch gewachsenes Konstrukt. „Dieses Wissen ist Voraussetzung, um selbstbewusst zu seinem eigenen Dialekt zu stehen und diesen auch zu verwenden, wenn es sich anbietet.“, so Arnstein. Selbst aktiv wurden die Kinder dann mit der Gestaltung eines eigenen Mundartcomics, in dem die Regeln der deutschen Orthographie dank des besonderen „Mundart-Bleistifts“ mit der Aufschrift „Laudeberch – Überzwerch“ nicht beachtet werden brauchten und jedes Kind wie in der gesprochenen Sprache schreiben durfte.

Du bist gut so wie du sprichst – war also die zentrale Botschaft des Vormittags für Kinder aus einem immer noch dialektal gefärbten ländlichen Raum wie dem Neckar-Odenwald-Kreis. Die Veranstaltung gilt als Auftaktveranstaltung in einer Serie passgenauer Workshops zum ortseigenen Dialekt an Grundschulen im Ländlichen Raum des Neckar-Odenwald- und Main-Tauber-Kreises. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg fördert im Rahmen des Kabinettsausschusses Ländlicher Raum das Projekt. Zudem wird das Konzept an der Grundschule in Laudenberg lokal von der Volksbank Limbach unterstützt.

Text: Isabell Arnstein

Dankesbrief der Schüler
Bild: Christiane Lerch

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