Hier stellen wir Ihnen nach und nach ein Kompendium über die im Einzugsgebiet unseres Vereins gesprochenen Dialekte.

Oberrheinalemannisch

Oberrheinalemannisch wird im nördlichen Bereich des Oberrheins, zwischen Schwarzwald und Vogesen sowie den Städten Freiburg im Süden und Rastatt im Norden gesprochen. Der oberrheinalemannische Dialekt hat seine Wurzeln im Althochdeutschen und entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer eigenständigen Variante des Alemannischen.  Er zählt zu den facettenreichsten Dialekten Baden-Württembergs und weist viele regionale Unterschiede auf.

Es gibt aber auch einige gemeinsame Merkmale: die Doppellaute ei und au werden in den meisten Fällen zu den gedehnten Lauten i und u. Seit dem Mittelalter ist hier, wie auch bei den anderen alemannischen Dialekten, der u – und i – Laut erhalten geblieben.. So wird aus der Zeit die Zit. Aus einem Haus wird ein Huus. Aus den Possessivpronomen mein wird min, sein wird zu sin etc. Die Umlaute ü und ö werden klassischer Weise entrundet: aus ü wird i und aus ö wird e. Aus schön wird somit scheen, aus müde wird miid.

Ein weiteres Kennzeichen ist die Verdumpfung des a: aus da wird do, aus Schaf wird Schof usw. Im Gegensatz zum Hochalemannischen wird das k in Wörtern wie Kopf oder Küche nicht zum ch (vgl. k/ch-Linie). Das Oberrheinalemannische ist ein lebendiger und vielfältiger Dialekt, der die reiche kulturelle Geschichte und Vielfalt der Region widerspiegelt.
VK

 

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Brigandedeutsch

Im Jahr 1715 wurde inmitten einer sprachlichen Übergangszone zwischen Murg und Pfinz die Stadt Karlsruhe gegründet. Da sich Einwanderer aller umliegenden Landesteile hier ansiedelten wurde die Stadt zu einem Mixbecher der Dialekte. Hier treffen gleich vier Dialektgrenzen aufeinander! Es verschmolzen das Oberrheinalemannische, das Schwäbische, das Südfränkische und Kurpfälzische zu einer eigenen Sprachvarietät, die auch bald einen Namen bekommen sollte; Die ersten häuserbauenden Ansiedler nannten die Gastarbeiter „Brigantis“, bis sich der Spott gegen sie kehrte und aus allen Karlsruhern „Brigande“ wurden. Noch heute spricht man daher vom Brigandedeutsch.

Die beste Karlsruherische Definition für einen Briganden ist wohl „en Hergloffener“.  In Bernd Siemers Sprachlehrgang „de Karlsruher uf d´Labb guckt“ findet man viele Karlsruher Begriffe und Sprüche wie „Mach norr de Babbe net schdruwwlich!“, „Nerve wie braide Nuudle, braide“ oder „Ha, horchemol, mer wird jo noch froge derfe!“

Der Dialektologe Ewald Hall beschreibt das Brigandendeutsch folgendermaßen: „Die Mundart von Karlsruhe liegt nach der wissenschaftlichen Einteilung in der südfränkischen Mundartlandschaft und hierin wieder im Karlsruher-Bruchsaler-Raum, der sich seinerseits im Norden abgrenzt vom Heidelberg-Mannheim Raum, der schon zum Rheinfränkischen zählt, und im Osten vom ebenfalls südfränkischen Kraichgau-Raum.

Die Karlsruher sagen nun aber von sich, sie sprächen Karlsruherisch und die ganz Eingefleischten behaupten sogar, sie könnten Briganten-Deutsch. Glauben wir dem Karlsruher Stadtwiki, so überschreiten wir sogar schon im Stadtgebiet zwei wichtige Mundartlinien, die der Sprachwissenschaftler als Isoglossen bezeichnet. So trennt die ai-oi-Linie den Kernstadtteil Mühlburg, wo es drai waiche Aier heißt, vom östlich gelegenen Stadtteil Durlach, wo man droi woiche Oier hört. Das Adverb „auch“ im Satz „Das habe ich auch gesehen“ sprechen die Mühlburger als aa, die Durlacher jedoch als au aus. Wo die beiden Grenzen jedoch genau im Stadtgebiet verlaufen, bedürfe noch einer Feldstudie. Kommt ein Südbadener nach Karlsruhe, fällt ihm eine ganz andere Lautung sofort auf. Sie betrifft den mittelhochdeutschen Zweilaut ou in Wörtern wie „laufen“ und „Frau“. Die mundartlichen Lautungen laafe und Fraa haben nichts Badisches mehr, sondern weisen die Karlsruher als Teilpfälzer aus, auch wenn sie das nicht gerne hören. Wechselt man auf der Rheinbrücke bei Maxau die Rheinseite in das Bundesland Rheinland-Pfalz, kommt zur rheinfränkischen Fraa auch noch pf-p-Linie hinzu, welche die Pfalz zur Pals und die Pfälzer zu Pälser macht.“
VK

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Kurpfälzisch

Die Bezeichnung „Kurpfälzisch“ ist  soweit richtig, als dass er in dem Gebiet der ehemaligen Kurfpalz gesprochen wird. Allerdings beziehen sich Dialektbezeichnungen normalerweise immer auf Volksstämme. So kennen wir z. B. das Hessische, das Bayerische, das Sächsische und  das Schwäbische.

Der kurpfälzische Dialekt wäre korrekterweise als „Rheinfränkisch“ zu bezeichnen. Hergeleitet von den wandernden Franken, welche sich am Rhein niederließen. Die im Rhein-Neckar-Gebiet gesprochenen Dialekte gehören zu den Gruppen der rheinfränkischen und der südfränkischen (auch süd-rheinfränkischen) Mundarten.

Kurpfälzisch ist eine Untergruppe der vorderpfälzischen Dialektgruppe.
Es ist der einzige rechtsrheinische pfälzische Dialekt.

Das Kurpfälzische wird in der rechtsrheinischen Kurpfalz gesprochen, der Unterschied zum linksrheinischen Vorderpfälzischen ist minimal. Eigentlich sind die Vorderpfalz und die Kurpfalz als ein Sprachraum zu sehen, umrahmt von den eher singenden Versionen in Odenwald und Pfälzerwald. Das kurpfälzische Sprachgebiet erstreckt sich von Mannheim, Lampertheim und Viernheim im Norden über Weinheim, Heidelberg und Wiesloch nach Bruchsal im Süden; im Osten reicht es in den badischen Odenwald hinein über Neckargemünd bis nach Eberbach, Mosbach und Sinsheim. Etwa 1.500.000 Personen wohnen im Gebiet des kurpfälzischen Sprachraums.

In den östlichen Teilen des badischen Odenwaldes spricht man einen südrheinfränkischen Dialekt, das so genannte Odenwäldische. Der auffälligste Unterschied zwischen dem kurpfälzischen Dialekt und dem ähnlich aufgebauten, aber trockener klingenden Dialekt des hessischen Odenwaldes (Odenwälderisch) im Norden ist das typische kurpfälzische „Singen“, das oft die Betonung am Ende eines Satzes oder gemeinhin unbetonter Satzteile ansteigen lässt.

Einflüsse:
Aufgrund der historischen Entwicklung der Region hatte die französische Sprache einen deutlichen Einfluss auf die Entwicklung der kurpfälzischen Dialekte („Droddwaa“ = Trottoir, „Schässlong“ = Chaiselongue, „alla“ = à la prochaine, „allé“ = Allez, „mallad“ = malade). Ebenso hinterließen das Rotwelsche und Jiddische deutliche Spuren. Auch mit den Amischen (USA), die teilweise heute noch das vom Pfälzischen abstammende Pennsilfaanisch Deitsch sprechen, ist eine Verständigung relativ einfach möglich.

Kleine Unterschiede
Nicht nur in den einzelnen Teilgebieten der Kurpfalz unterscheiden sich die dort gesprochenenen Dialkekte mehr oder minder stark voneinanden.  Auch von Ort zu Ort gibt es Unterschiede. Diese erschließen sich einem Ausenstehenden oder „Reigeblaggden“ nicht sofort – die Bewohner der einzelnen Dörfer und Städte können aber oft anhand der Sprachfärbung feststellen, aus welcher Ortschaft man stammt.
CW

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Die „Hausch-Mausch-Sprachinsel“

Im Nord-Osten Baden-Württembergs, an der geologischen Grenze zwischen Odenwälder Bundsandstein und Bauländer Muschelkalk befinden sich viele verschiedene Ortsdialekte, die aber alle eine Gemeinsamkeit haben: Sie gehören zur „Hausch-Mausch-Sprachinsel“. Diesen besonderen Sprachraum um das Städtlein Buchen herum nennen manche auch das „Gänschmauscherland“ und man sieht an dieser Bezeichnung sehr schön gleich doppelt die sprachliche Besonderheit der Region: der „sch-Laut“ spielt hier eine ganz charakteristische Rolle. Es wird hier nämlich oft ein -s- palatalisiert zu einem -sch-.

An der Begrifflichkeit macht sich nämlich die Entwicklung des alten germanischen s-Lautes fest, der sich zu einem sch, sowohl inlautend (z.B. Wiesche für Wiese) aber besonders auch auslautend (z.B. unsch für uns), verschoben hat. Dieses Phänomen findet sich vom westlichen Hohenloher Raum fast bis Mosbach. Die Abgrenzung nach Westen sind ungefähr die Orte Oberschefflenz, Limbach, Mudau, Mörschenhardt, es geht dann nördlich weiter über Walldürn, Schweinberg (Hardheim jedoch nicht) und Königheim. Südlich verläuft die Grenze dann bei Lauda, Beckstein, Boxberg, Assamstadt, Krautheim und dann in Richtung Osten über Hüngheim, Osterburken (nicht aber Adelsheim), Seckach nach Oberschefflenz. Größer gefasst, zum Erklären für die Leute von weiter weg, könnte man auch sagen, dass sich dieses Hausch-Mausch-Gebiet zwischen den Orten Tauberbischofsheim, Kupferzell und Mosbach befindet, ohne dass diese drei Städte aber dazugehören.

Beispielwörter wären: Hausch für Haus, Housche für Hose, Glaasch für Glas, Roosche für Rose, leesche für lesen, Keesch für Käse, oder Faasch für Fass. Oder auch in der Lexik zum Beispiel bei einem zusammengesetzten Wort, wie bei der Johannisbeere, die man auf der Hausch-Mausch-Insel eben als Kanschtraube bezeichnen würde. Südlich kann man mitunter noch fast bis in die Gegend von Künzelsau diese besondere sch-Lautung hören.
IA

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