Ebbes zur Fasnacht – Iwwer die Guggemusich

Eine fastnachtlich-karnevalistische Betrachtung unseres Vorstandsmitgliedes Thomas Liebscher:

Sie treten auf als Schlabbedengla Brusl oder zeigen ihre Herkunft als Schachdelbachkracha Rastatt. Sie nehmen sich auf die Schippe als Blechsprenger Gernsbach oder Kerrlocher Schnappsäck. Möglichst deftige Namen im Dialekt sind beliebt bei den Guggemusikern der Region.

Bei Fastnachtsumzügen sorgen Trompeter, Posaunen und Schlagwerker ebenfalls für möglichst gekonnt schräge Musik. Dass deren Ursprung in der Schweiz liegt, ist allgemein bekannt. Die Guggemusiken oder Gugge sind sozusagen vom Süden nach Baden eingewandert. Solche Blasmusik gibt es seit 1900 in Basel und seit den 1950er-Jahren überall bei unseren Nachbarn.

Stets zur Fastnachtszeit stellen sich manche Sprachinteressierten die Frage: Hat Guggemusik etwas zu tun mit unserer badischen Gugg, also dem Dialektwort für Tüte und in neuerer Zeit für Plastiktüte? Tüten und Tuten – die könnten sprachlich zusammenhängen.

Oder hat, wer so etwas behauptet, von Tuten und Blasen keine Ahnung? Laut großem Schweizer Mundartwörterbuch steht güggen als alemannisches Wort tatsächlich für blasen; die Gügge ist zudem ein selbst gebasteltes Blashorn der Jungen, ein Güggeli ein schlechtes und Guggen ein normales Blasinstrument. Gleichzeitig meint man mit Gugge oder verkleinerte Güggli aber auch einen Papier- oder Briefsack.

Badische Gugg aus Plaschdik

Unsere badische Gugg aus Plaschdik hatte einen Vorläufer aus Papier, der unten spitz war. Diese Gugg sah aus wie ein Horn, trockene Ware wurde drin eingepackt. Aus Spaß konnte man hineinblasen. Wenn man sie dann zuband und fescht batschte, gab es einen heftigen Knall. Das war aber sicher nicht der Ursprung der Guggenmusik.

Näher liegt also, dass das schweizerisch mundartliche Verb güggen in der Bedeutung „tuten, in langgezogenen Tönen blasen“ der speziellen Musik ihren Namen gab. Aber noch ist nicht ganz geklärt, wie güggen den Umlaut „ü“ verlor und zur Guggenmusik transponiert werden konnte. Es kursieren zudem andere Erklärungen, dass die Masken oder Instrumente der Spieler an Gugge – also an Tüten – erinnerten.

Mit Gugg in der Hand bei der Guggemusik am Rand.

Variationen sind Guckle, Gückle ode Guggele.

Wenn die Guggenmusiken beim Fastnachtsumzug mitmarschieren, haben viele Zuschauer auch eine Gugg dabei – für die aufgefangenen Süßigkeiten. Die Gugg oder Guck, wie sie im Badischen Wörterbuch von 1971 vertreten ist, steht zunächst nur für die Papiertüte. Vom Bodensee über Südbaden bis Karlsruhe, Pforzheim und Bruchsal sei die Guck verbreitet. Manchmal im etwas anderen sprachlichen Design als Guckensack.

Variationen in der alemannischen Version sind Guckle, Gückle ode Guggele. Die sprachliche Herkunft der Gugg lässt sich noch weiter zurückverfolgen: Gugel war im Mittelhochdeutschen eine Kapuze, die wiederum auf Lateinisch cucullus zurückgeht.

Die Dudd als Konkurrent

In Nordbaden kommt Richtung Mannheim/Heidelberg noch ein Konkurrenzwort hinzu: die Dudd. So heißt die Gugg beispielsweise in Philippsburg sowie der Kurpfalz oder der Pfalz. Man könnte nun also Gugge und Dudde in einen sprachlichen Sack stecken. (Ob sich dann die Dudde ducke un die Gugge dumm gucke?, ließe sich sprachspielerisch fragen.)

Schreibe einen Kommentar