Interview mit Thomas Liebscher

Die Lokalausgabe Hardt der Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) Karlsruhe veröffentlichte am 24.1.24 ein Interview mit Thomas Liebscher, dem Mundartautor und Beisitzer des Vereins „Unsere Sprachheimat“.

Hier Auszüge aus dem Gespräch, mit freundlicher Genehmigung der freien Journalistin Madita Steiner:

„Dialekt ist ein Zeichen von bunter Heimat überall in der Welt und von Identität“

Madita Steiner: Was fasziniert Sie an Dialekten?

Thomas Liebscher: Ich mag Vielfalt. Und Vielfalt drückt sich auch bei Sprache aus. Wenn diese Vielfalt vorhanden ist, wie im Dialekt, warum soll man sie net nutzen? So wie es in der Natur Artenvielfalt gibt, ist es auch bei Sprachen. Er ist keine eigene Sprache, unser Dialekt, aber es ist ein Teil der Sprache. (…) Mundart ist ein Identitätsmerkmal und wenn man sich damit beschäftigt, sieht man da kreatives Potenzial und möchte literarisch etwas daraus machen.

Steiner: Andere sagen, dass die Vielfalt, von der sie sprechen, aussterben wird.

Liebscher: Die Vielfalt verändert sich. Die Vielfalt wird kleiner. Dialekte oder die Sprache gleichen sich an. Wir sprechen nimmer den Dialekt der Oma. Die Eltern verstehen noch die Oma, aber sie schwätzen weniger Dialekt und ihre Kinder noch seltener. Aber der Dialekt im Kopf und als kulturelle Leistung, den gibt es immer. Bis es zum Aussterben ischs noch lange hin. (…) Wenn nur noch 30 Prozent Leute starken Dialekt schwätzen, isch er ja net ausgstorbe.

Steiner: Mittlerweile sind Sie nicht mehr in der BNN-Redaktion tätig und jetzt können Sie sich den ganzen Tag Ihrer Leidenschaft widmen. Sind Sie vom Vollzeit-Journalisten zum Vollzeit-Mundartkünstler geworden?

Liebscher: Des bin ich net. Ich hab des ja vorher schon intensiv gmacht in Freizeit und Urlaub. (…) Ich schreibe weiterhin als Journalist. Und ich bin ehrenamtlich engagiert, habe in kulturellen Vereinen Ämter. Bei der „Sprachheimat. Schwätze-Redde-Babble“ beispielsweise, einem neuen Zusammenschluss von allen in Nordbaden, die Mundart fördern.

Steiner: Vergangenen September wurden Sie für Ihre Arbeit mit der Heimatmedaille Baden-Württemberg geehrt. Da hat man Sie als „Botschafter der Mundart“ betitelt. Welche Botschaft möchten Sie gerne verbreiten?

Liebscher: (…) Als Botschaft kann man vielleicht formulieren: Leit, schwätzt Dialekt, damit er bleibt und setzt ihn stolz ein. Er isch was Bsonneres, ein Zeichen von bunter Heimat überall in der Welt und von Identität.

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