Neues Wettbewerbsformat kam gut an: Drabble Battle in Mundart
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In passender Theater-Atmosphäre lasen 16 Autorinnen und Autoren Geschichten in verschiedenen Dialekten
Vielversprechend war die Auswahl der Nominierten, die am Samstag, 24. Mai, im bestens passenden Weinheimer Holzwurm-Theater zusammengekommen waren, um mit Kurzgeschichten aus exakt 100 Wörtern um die Publikumsgunst zu konkurrieren. Aus ganz Baden-Württemberg stellten sich Kandidatinnen und Kandidaten dem Urteil des Publikums und sogar aus Bayern, Hessen und dem Ruhrgebiet kamen literarischen Beiträge.

16 Teilnehmer zunächst in vier Gruppen aufgeteilt

Die Weinheimer Stadträtin Christina Eitenmüller durfte als Glücksfee zunächst vier Vierergruppen auslosen, bevor die 16 Drabblerinnen und Drabbler loslegten. So vielfältig wie unsere Dialekte waren auch die einzelnen Beiträge, denn die Gäste bekamen nicht nur Kurpfälzisches auf die Ohren: Amüsante Kurzgeschichten und unterhaltsame Anekdoten auf Alemannisch, Schwäbisch, Kurpfälzisch und Fränkisch wurden präsentiert – da musste auch Alt-OB Heiner Bernhard genau hinhören bei der Veranstaltung als Beitrag zu den baden-württembergischen Heimattagen.
Veronica Kerber als Organisatorin und Moderatorin

Durch den Abend führten Veronica Kerber, stellvertretende Landesvorsitzende im Dachverband der Dialekte, und Liedermacher Charly Weibel als Partner zur musikalischen Unterhaltung auf der Bühne. „Das Finale war sauspannend für mich, weil ich beide kannte“, so Veronica Kerber, die auch Vorsitzende der „Sprachheimat“ ist. „

Sieger des Abends Stefan Unser schreibt sonst Hochdeutsche Texte und dass er sozusagen als Newcomer in der Dialektszene alle weggebattelt hat, war toll – mit gutem Humor ohne Klamauk.“ Auf den Plätzen überzeugten in der Finalrunde mit ihren mal erheiternden, mal nachdenklichen und berührenden Geschichten Markus Manfred Jung, Wendelinus Wurth und Michael Köhler – alles Hochkaräter in der Dialektszene.
„Ich habe zahlreiche positiven Rückmeldungen vom Publikum und den Teilnehmenden bekommen“, freute sich Jeanette Rzyski-Knab, Mitglied im Vorstand des Dachverbands der Dialekte. „Sie haben dem Veranstalter gezeigt: Die Wertschätzung für den Dialekt war das gemeinsame Ziel des Abends und das haben wir vollumfänglich erreicht.“
Mit Musik von Charly Weibel

Veronica Kerber hatte den Abend akribisch seit langem vorbereitet und dann hervorragend moderiert. Neutral, wie es sich bei einem Wettbewerb gehört, aber auch witzig und eloquent. Charly steuerte mit zahlreichen, gut ankommenden Liedern Musik und Gesang bei. Die Mischung stimmte, das Publikum hat sie honoriert. Und Charly half auf der Bühne beim Auswerten der Stimmkärtchen. Martin Kleinert vom Vorstand der Sprachheimat gab zu Beginn außer Konkurrenz auf Kurpfälzisch das Beispiel für einen Drabble.
Viele Mitglieder Sprachheimat traten an
Aus den Reihen der Sprachheimat traten mit an: Irmtraud Bernert, Berthold Kracke, Diana Leibersperger, Michael Köhler, Petra Rieger-Bühler und Wendelinus Wurth. Da konnte es vorkommen, dass mit einer sehr guten Punktzahl das Weiterkommen scheiterte. Aber das darf erwähnt werden: die Texte der Mitglieder machten alle einen guten Eindruck. Es ist auch nicht leicht, aus vier vorzubereitenden Beiträgen die richtigen für jede Runde auszuwählen. Besser sehr unterhaltsam am Anfang und später tiefgründiger? Oder hat man dann den Nachteil gegenüber einem witzigen Text?
In der Vorrunde erfolgte die Wertung durch Punktekarten von 1 bis 10. Immer eine Person am Tisch konnte, gern mit Rücksprache mit anderen Besuchern, abstimmen. Bei Punktgleichheit entschied der Applaus. Ab dem Viertelfinal mit direktem Aufeinandertreffen zweiter Teilnehmer, stimmte das gesamte Publikum mit Farbkärtchen ab.
Stefan Unser siegte im Finale mit Markus Manfred Jung
Zwei sehr bekannte Künstler standen im Finale: Der bekannte Slammer (und Organisator) Stefan Unser aus Malsch bei Karlsruhe sowie Schriftsteller Markus Manfred Jung aus dem Südschwarzwald. Toll, dass das Publikum deren Qualitäten beim 100-Wort-Wettstreit erkannte. Stefans messerscharfe Episoden in moderner, leicht verständlicher Mundartversion wie Markus‘ wortmächtige Gedankenlyrik oder Erinnerungen wurden zu Recht gewürdigt.
Das Ambiente erwies sich als äußerst passend, Technik und Bewirtung liefen sehr gut. Dafür sagte Veronica am Ende Dank an die Weinheimer Ausrichter.
Das Format des Wettbewerbs selbst fand Lob von allen Teilnehmern. Eine Wiederholung ist empfehlenswert.
Rudolf Bühler/Thomas Liebscher