Dialekt bewahren, Mundarten fördern
– ein Gespräch mit Bernhard Asal, dem Initiator des badenkanals
Seit vielen Jahren setzt sich unser Mitglied Bernhard Asal unermüdlich für den Erhalt der vielfältigen badischen Mundarten ein.
Das 72jährige Friiburger Bobbele lebt in Waldkirch, also im Dialektbereich des Nieder-/Oberrhein-Alemannischen. Bernhard Asal hat sich nicht nur als Mundartkünstler einen Namen gemacht, sondern ist auch „digital“ unterwegs.
Er betreibt den einzigartigen „badenkanal“ auf der Videoplattform YouTube. Mit Leidenschaft und ehrenamtlichem Engagement sammelt er Beiträge aus allen Ecken Badens die von den Eigenheiten der Sprache und den Geschichten der Menschen erzählen.
Der badenkanal ist nicht nur ein schön geordnetes Archiv, sondern ein lebendiger Ort des Austauschs und der Freude an der Sprache. Doch was motiviert Bernhard Asal, welche Hürden hatte er beim Aufbau des Kanals zu überwinden und wie geht es weiter? Er stand mir für ein Interview zur Verfügung.
Veronica Kerber: Bernhard, wie lange gibt es deinen badenkanal schon?
Bernhard Asal: Seit Februar 2013.
Veronica Kerber: Kannst du uns etwas von den Anfängen des Mundart-Kanals erzählen? Welche Vision hattest du damals?
Bernhard Asal: Angefangen hat alles mit meiner Handpuppe „Edgar Schnatermann“, die natürlich alemannisch schwätzt, mit Auftritten, auch gemeinsam mit den „Badischen Drei“. Der YouTube-Kanal sollte zum bekannt werden und Verbreitung unseres Programms dienen. Mein Interesse an den verschiedenen Dialekten in Baden war geweckt, deshalb öffnete ich den badenkanal auch bald für andere Mundartschaffende aus Baden und ich war fasziniert von der Vielfalt der verschiedenen Dialekte in der Region Baden. Der badenkanal wurde zu einem ehrenamtlichen und nicht kommerziellen Projekt, d.h. mit den Videos wird kein Geld verdient.
Veronica Kerber: Welche Art von Beiträgen sammelst du auf deinem Kanal und wie entscheidest du, was aufgenommen wird?
Berhard Asal: Der badenkanal soll Beiträge für ein breites Publikum bieten, anspruchsvolle Inhalte ebenso wie unterhaltende, lustige, ebenso wie nachdenkliche. Es sind Beiträge von Mundartschaffenden aus Süd- und Nordbaden, Geschichten, Gedichte und Lieder in den verschiedenen Mundarten unserer Regionen. Ich wollte und will die ganze Bandbreite der in unseren Regionen gesprochenen Mundarten versammeln, sicht- und hörbar machen. Diskriminierende und menschenverachtende Inhalte haben im badenkanal nichts zu suchen.
Veronica Kerber: Wie hat sich der Kanal über die Jahre entwickelt?
Bernhard Asal: Wie man so sagt – „es isch e mühsams Gschäft!“ trotz der allgemeinen Überflutung an Inhalten wahrgenommen zu werden. Geholfen hat mir beim Wachstum des badenkanals, das zusätzliche Teilen der Inhalte auf Facebook. Zwischenzeitlich hat der badenkanal 4280 Abonnenten, 394 Videos sind abrufbar bei insgesamt 1.125.843 Aufrufen. Allerdings muss man sehen, dass sich die Entwicklung über einen Zeitraum von über zehn Jahren erstreckt.
Veronica Kerber: Gab es Momente, in denen du ans Aufhören dachtest? Und falls ja, was hat dich dazu gebracht, weiterzumachen?
Bernhard Asal: Es gab und gibt es immer mal wieder „Durchhänger“! Und Zeiten, in denen man sich die Sinn-Frage stellt, besonders in Bezug auf die Zukunft. Was soll aus dem Kanal werden, wenn ich nicht mehr weitermachen kann?
Andererseits macht mir die Arbeit am badenkanal Spaß, manche Beiträge begeistern mich und ich kann meine kreative Energie einsetzen, besonders bei der Gestaltung von Videos.
Veronica Kerber: Wie viel Zeit investierst du in den Kanal?
Bernhard Asal: Das kommt darauf an, ob es nur um die „Kanalpflege“ oder um die Vorbereitung und Gestaltung eines Videobeitrages eines Mundartschaffenden geht. Ich biete an, wenn jemand kein Video hat, aus seinem Audiobeitrag kostenfrei ein Video zu erstellen. Zwischen 8 und 20 Std. wöchentlich kommen da schnell zusammen.
Veronica Kerber: Welche Unterstützung wünschst du dir von uns, der Öffentlichkeit oder anderen Organisationen?
Bernhard Asal: Es würde mich sehr freuen, wenn die Öffentlichkeit und die Mundartschaffenden mehr über die Existenz des badenkanals informiert werden könnte. Wenn sich noch mehr Autorinnen und Autoren, Musikerinnen und Musiker sich mit ihren Beiträgen im badenkanal sehen und hören lassen wollten und damit das Angebot noch breiter wäre. Wünschenswert wäre eine bessere Vernetzung und Verlinkung der Angebote bei den bestehenden Mundart-Vereinigungen und schließlich eine Klärung der Zukunftsperspektive des badenkanals.
Veronica Kerber: Vielen Dank für das Interview Bernhard! Wir freuen uns schon auf deinen „Badischen Adventskalender 2024“ auf dem sich jeden Tag ein Türchen mit Beiträgen von Mundartschaffenden aus ganz Baden öffnet.
Der badenkanal ist zu erreichen unter:
https://www.youtube.com/@badenkanal
V.K.