Poetisch, deftig und komisch
Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung vom 28.11.2024:
„Ach, du liewe Zeit, des wonn ich gwisst het!“
Zuzenhausen. (bs) „Die Mundart wird langsam verschwinden“, sieht Elfi Neubauer-Theis für ihre Sprache keine gute Zukunft. Doch hat die Mundart-Poetin aus „Bischesse“ recht? Mundart-Theater sorgen für volle Hallen und auch der Saal in der Alten Schule in Zuzenhausen war beim Mundartabend „Mir schwätze Dialekt“ bis auf den letzten Platz besetzt. Elfie Neubauer-Theis geht regelmäßig in Kindergärten und dort sehe es beim Dialekt „mau aus“. Von 16 Kindern in einer Gruppe spreche nur noch ein Kind Mundart. „Die Kinder lernen es nicht mehr“, ist das Fazit der Autorin mehrerer Bücher in Mundart.
Denn Mundart kann für einen vergnüglichen Abend und beste Unterhaltung sorgen. Erst recht wenn die Autoren Elfi Neubauer-Theis, Adelheid Berberich und Thomas Heitlinger mit dem Musik-Trio „Elsenz-Gsindl“ kongeniale Partner haben. Rita Risch hat für ihr Musik-Trio stimmungsvolle Lieder in Mundart gedichtet, die sie mit Heike Karrer-Holdermann und Reiner Baumgärtner in bestem Zuzenhäuser Dialekt darbietet. Da wird die Elsenz in allen Jahreszeiten besungen, dem „Schorz“ der Oma ein musikalisches Denkmal gesetzt oder mit dem Publikum ein Loblied auf den „Moscht, den guude Kraichgaumoscht“ gesungen.
Ein Mundart-Abend über Gott und die Welt – „Elsenz-Gsindl“ singt dazu
Elfi Neubauer-Theis war schon in ihrer Kindheit „als klooni Krott“ eine gute Beobachterin und scharfe Zuhörerin. Denn im Dialekt wird vieles nicht direkt, sondern eher durch die Blume gesagt. Zwischen „Hauptsach, gschwätzt isch“ und „Ma hot jo nix gsagt“ können sich ganze Lustspiele und Dramen abspielen. Ein erhebliches emotionales Nachbeben verursachte ein Besuch „Beim Friseur“ vor Jahrzehnten auf dem Weg zum „kleinen Fräulein“. Dazu klärt Elfi Neubauer-Theis ein und für alle Zeiten die Frage wer das Stricken erfunden hat. Natürlich die Frauen und sogar ohne Diplom.
Thomas Heitlinger, in Rohrbach geboren („des Richtige bei Eppinge“) heute in Stutensee wohnhaft ist ein leidenschaftlicher Botschafter des Badischen Dialekts. Wie er mit „Liebesgflüschter“, „Dunnerlattich“ oder „Die Gugg mit dä Weck“ unseren Alltag beschreibt und in kurzen Zeilen auf den Punkt bringt, das ist hohe Kunst. Er kann mit dem Publikum bei „Des Ding do, isch nemmä do“ oder „Neidapp bisch glei“ spielen und auch einen Krimi „Geld oder Leben“ urkomisch aufführen.
Adelheid Berberich, eine echte Zuzenhäuserin, kann mit viel Gefühl und Witz aus einer längst vergangenen Zeit der Großmütter und Urgroßmütter berichten. Sie nennt sich bescheiden „Spätberufene zwischen den Profis“, doch wie sie die Behandlung von größeren und kleineren Leiden mit Hausmitteln schildert, den Besuch der Tante aus der Stadt oder das Schicksal der Nachbarsfrau aus einer Zeit vor der Emanzipation miterleben lässt, das ließ das vergnügte Publikum zwischen Verblüffung und Heiterkeit schwanken.
Für Bärbel Obländer und Henrik Neumeister, den Machern in der Abteilung Heimatpflege des Musik und Heimatvereins Zuzenhausen, war nach dem rauschenden Beifall zum Finale klar: „So einen Mundartabend wiederholen wir.“
Bild: Bernd Schlesinger