Haiku-Workshop begeistert junge Dichterinnen

Vergangenen Samstag fand unser Haiku-Workshop für Kinder im Haus Conrath statt.
„Sprecht ihr Hochdeutsch oder Dialekt?“ eröffnete Wendelinus Wurth fragend den spannenden Kinder-Schreibkurs und erhielt die erfrischende Antwort „Was ist Hochdeutsch?“
Die 8 bis 10jährigen jungen Dichterinnen erhielten zahlreiche Anregungen zum Schreiben von ersten Haikus und versuchten voller Begeisterung diese direkt umzusetzen.

Mit Fragen wie „Wann wart ihr das letzte Mal überrascht? Wann habt ihr euch das letzte Mal geärgert? Wie hat sich das angefühlt?“ oder „Schaut aus dem Fenster, was seht ihr?“ nahm die Phantasie ihren Lauf und erste kleine Gedichte landeten (in Hochdeutsch) auf dem Papier. 

in der Achterbahn 
lach ich mich schlapp denn unten
sehen sie wie Ameisen aus

in der Schule
es schlägt vier
was bin ich noch hier

Regen strömt wie ein Wasserfall
aus einem Tropfen
wird ein See

an den Scheiben
läuft Wasser runter
wer als erster unten ist

Und es gab auch einiges zum Lauschen – und zwar durchweg in Mundart. „Heersch d Räängetropfe – uf de Sengesselblätter – spiile si Klavier“. Die Kinder machten sich einen großen Spaß daraus, die alemannischen Haikus zu übersetzen und über die Inhalte zu reden. Diese kreative Herausforderung sorgte für viele Lacher und zeigte den Kindern, wie vielfältig und spielerisch Sprache sein kann. Während die meisten Gedichte gut verstanden wurden, wurde ein „Muund“ (oberrheinalemannisch „der Mond“)  schon mal zum „Mund“ und ein „härsch“ (hörst du?) zum Hirsch.  Schnell entdeckten die Kinder einen großen Vorteil der Mundart – hier darf man ja schreiben wie man will! Ein Mädchen schwenkte mit Begeisterung um und baute überraschend die bis dahin verborgenen oberschwäbischen Kenntnisse mit ein. Auch andere Dialekte kamen auf einmal zutage und wurden mit Alltagssprache gespickt – spannendes und experimentierfreudiges Mundart-Crossover! 

I han no ei Kaktus-Eis
Das is do so nice
Aber de Meis hat mirs scho glaut

Heut is es so heiß
Mir is net so nach Reis
I mag lieber Eis 

Die Lampe strahle 
uf de Disch
Un alles wird erhellt 

De Himmel is scho ganz schön grau
Es regnet bald
Das weiß i gnau

Im Hochdeutschen ließ es sich der Workshopleiter dagegen nicht nehmen das ein oder andere mal auf die Rechtschreibung hinzuweisen; „Himbär?“ Antwort: „Das ist Dialekt!“ Der Workshop hinterließ strahlende Gesichter. Sowohl der Spaß am Experimentieren mit Wörtern und Sprache, als auch die Art und Weise wie Wendelinus Wurth diesen Workshop geführt hat, haben zum Erfolg der Veranstaltung geführt. Für „Unsere Sprachheimat“ war dieser Workshop mit kleiner aber feiner Anzahl an talentierten jungen Dichterinnen ein besonderes Highlight, da er mit unserem Ziel, die Dialekte bei Kindern zu fördern, harmonierte. 

„Da mach ich wieder mit, wenn sowas nochmal ist“, verabschiedete sich eine der glücklichen Teilnehmerinnen bei Wendelinus Wurth.

Veronica Kerber

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