Pressemitteilung zur  Gründungsversammlung des Mundartvereins „Unsere Sprachheimat – schwätze, redde, babble“ für den Norden Baden-Württembergs

Dialekt als Goldreserve wieder besser schätzen

Mundartverein „Unsere Sprachheimat“ für den Norden und Teile der Mitte von Baden-Württemberg gegründet / Erstmals Vertretung für den großen fränkischen Sprachraum von Bühl bis Buchen / Drei Frauen als Vorsitzende

Reilingen (Rhein-Neckar-Kreis)/Karlsruhe
Dialekt ist eine Art „Goldreserve“, etwas, auf die man sich zurückzieht, wo das Hochdeutsche nicht weiterhilft, meinte der vom Bodensee stammende Schriftsteller Martin Walser. Die „Goldreserve“ im Norden von Baden-Württemberg wieder mehr zu schätzen, das hat sich ein neuer Verband zur Aufgabe gemacht. Gegründet wurde in Reilingen nun der Verein „Unsere Sprachheimat – schwätze, redde, babble“, wie es in einer Pressemitteilung der Initiative heißt.

Drei Frauen als Vorsitzende gewählt

Foto Dr, Anton Ottmann

Über 50 Gründungsmitglieder aus der künstlerischen Mundartszene, der Wissenschaft, aus Heimatvereinen und viele Dialektfreunde haben sich für eine bessere Interessenvertretung in Nord- und Mittelbaden sowie angrenzenden Gebieten vernetzt. „Wir setzen uns dafür ein, die Mundarten als Kulturgut mehr zu pflegen, zu bewahren, weiter zu erforschen und in der Öffentlichkeit lebendig zu halten“, erklärt Dr. Isabell Arnstein aus Buchen. Die Sprachwissenschaftlerin ist eine von drei Vorsitzenden des Vereins mit Sitz in Karlsruhe. Neben Arnstein wurden die Autorin Elfi Neubauer-Theis (Neckarbischofsheim) und die Kulturwissenschaftlerin sowie Autorin Veronica Kerber (Karlsruhe) gewählt.

Die Mundarten von Bühl bis Buchen vertreten

„Unsere Sprachheimat“ wird vor allem die breite Dialektlandschaft im Regierungsbezirk Karlsruhe vertreten. Also vom Alemannischen in Bühl und Rastatt, über das südfränkische Badisch von Karlsruhe, im Kraichgau bis zum Main sowie natürlich das Kurpfälzische. Nicht zu vergessen, das  Dachtraufschwäbische rund um Pforzheim sowie das Schwäbische bei Freudenstadt oder den Raum  Hohenlohe.

Wertschätzung des Dialekts schon bei jungen Menschen

Für diese Sprachgebiete von Baden-Württemberg gibt es noch keinen umfassenden Mundartverein. Dagegen bestehen schon seit Jahrzehnten ähnliche Verbände in Südbaden und Württemberg. Laut Satzung will „Unsere Sprachheimat“ die Wertschätzung der Mundart fördern, auch bei Kindern und Jugendlichen. Außerdem sollen Künstler- und Künstlerinnen oder Projekte unterstützt werden.

„Ufbasse“ – das Lieblingswort des Landtags-Vizepräsidenten

„Ufbasse“ sei sein Lieblingswort im Dialekt, sagte Daniel Born, Vizepräsident des Landtags von Baden-Württemberg bei der Gründungsversammlung. Und „Ufbasse“ sei ein gutes Motto für den Umgang mit Heimat, Umwelt, Vielfalt und Demokratie, so der SPD-Abgeordnete. Auch Andreas Sturm (CDU-MdL) nahm an der Veranstaltung teil.

Liedermacher Charly Weibel aus Reilingen stellte seinen Ort musikalisch vor und dankte der Gemeindeverwaltung für die große Unterstützung der Gründungsversammlung im Rathaus.

Die Gründungsmitglieder würdigten die Initiative von Dr. Marta Schmidt, um Aktivisten der Mundart zusammen zu führen. Schmidt hat als Kulturmanagerin beim Regionalverband Mittlerer Oberrhein die Szene miteinander vernetzt. Auch auf Landesebene läuft die Gründung eines Dachverbands für Dialekte in Baden-Württemberg. Dies ist eine späte Folge der 2018 begonnen Dialektinitiative der Landesregierung.

Bekannte Namen im Vorstand mit dabei

Foto Thomas Liebscher

Karl-Heinz Neser leitete die Vorstandswahlen. Neser ist stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreis Heimatpflege im Regierungsbezirk Karlsruhe, der bereits eine Anschubfinanzierung des neues Verein beschlossen hat. Dem Vorstand der „Sprachheimat“ gehören ebenfalls an: Schriftführerin Andrea Krieg und Schatzmeister Georg Kerber (beide Karlsruhe). Im Beirat sind vertreten: Heidi Ströbel (Hemsbach), Thomas Liebscher (Hockenheim), Charly Weibel (Reilingen), Bernd Siemers (Karlsruhe), sowie Rosi und Wolfgang Müller (Pfinztal). Hans Slama (Mudau) und Roland Leibersberger (Forst) übernehmen die Kassenprüfung.

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